2022 gab es eine außergewöhnlich hohe Zahl an Asylanträgen. Ein nur langsames Ansteigen der Personen in Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) und viele Verfahrenseinstellungen legen allerdings nahe, dass Österreich für eine beträchtliche Anzahl von AsylwerberInnen nur ein Transitland war. Verstärkte Grenzkontrollen führten dazu, dass auch Personen, die eigentlich in ein anderes Land wollten, hier einen Asylantrag stellten, dann aber oft rasch weiterreisten.
In Österreich wurden 2023 bis Ende Juli 28.491 Asylanträge gestellt.
Nach einem markanten Rückgang von Oktober 2022 bis Februar 2023 (von 18.451 auf 2.622 Anträge) steigen die monatlichen Asylantragszahlen mittlerweile wieder an. Im Juli 2023 wurden 5.501 Schutzansuchen eingebracht.
Die Zahl der Personen in Grundversorgung ohne Geflüchtete aus der Ukraine ist seit Jahresbeginn von 37.102 auf 35.076 Anfang August zurückgegangen.
Grundversorgung erhalten AsylwerberInnen, subsidiär Schutzberechtigte, Asylberechtigte bis vier Monate nach der Anerkennung, aus rechtlichen/tatsächlichen Gründen nicht abschiebbare Personen und Vertriebene aus der Ukraine (diese werden hier allerdings nicht berücksichtigt, da sie keine Asylanträge stellen müssen).
Anmerkung: Inklusive der UkrainerInnen lag die Zahl der Personen in Grundversorgung am 1.8.2023 bei 80.745.
94 Prozent der bisher 2023 gestellten Asylansuchen waren Erstanträge, sechs Prozent entfielen auf Personen, die nach einer rechtskräftigen Entscheidung neuerlich einen Asylantrag gestellt haben. Von den 26.910 Erstanträgen erfolgten 4.098 im Rahmen von Familiennachzug, 1.788 wurden für in Österreich geborene Kinder von AsylwerberInnen und Schutzberechtigten gestellt.
Herkunftsstaaten
In den ersten sieben Monaten 2023 wurden in Österreich die meisten Asylanträge von syrischen, afghanischen und marokkanischen Staatsangehörigen gestellt. Russland war erstmals seit 2020 wieder unter den Top 10 Herkunftsstaaten zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr dabei war Tunesien.
Ab Februar 2023 stellten SyrerInnen wieder die größte Zahl an monatlichen Schutzansuchen in Österreich. Im Jänner war Marokko der Herkunftsstaat mit den meisten Anträgen auf Asyl gewesen, in der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres Indien und Afghanistan. Bei den Anträgen von SyrerInnen, AfghanInnen, MarokkanerInnen und TürkInnen war in den letzten Monaten ein Anstieg zu beobachten. Von Staatsangehörigen Indiens und Tunesiens gab es im Vergleich zum Vorjahr nur noch wenige Schutzansuchen.
Anmerkung: Dargestellt sind die 10 Herkunftsstaaten mit den meisten Asylanträgen 2023 und zusätzlich der Iran und Tunesien.
In der Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) bildeten Anfang August 2023 SyrerInnen weiterhin die mit Abstand größte Gruppe. Anfang August waren weniger Personen aus Syrien, dem Irak, Russland, dem Iran und aus anderen Staaten in Grundversorgung als zu Jahresbeginn. Zugenommen hat die Zahl der GrundversorgungsbezieherInnen aus Afghanistan, Somalia und der Türkei.
Anmerkung: Grundversorgung erhalten AsylwerberInnen, subsidiär Schutzberechtigte, Asylberechtigte bis vier Monate nach der Anerkennung, aus rechtlichen/tatsächlichen Gründen nicht abschiebbare Personen und Vertriebene aus der Ukraine (diese werden hier allerdings nicht berücksichtigt, da sie keine Asylanträge stellen müssen).
Unbegleitete minderjährige Asylsuchende
Der Anteil von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) unter allen AsylwerberInnen lag 2023 bisher bei 9,5 Prozent. Von den insgesamt 2.721 UMF, die in diesem Jahr in Österreich um Asyl angesucht haben, waren 76 unter 14 Jahre alt. Der Großteil der unbegleiteten Minderjährigen war männlich (nur 80 weibliche UMF). Etwa zwei Drittel der UMF kamen aus Afghanistan.
Bei den hohen Asylantragszahlen von UMF im Vorjahr ist zu beachten, dass viele von ihnen scheinbar nicht in Österreich geblieben sind. Laut der BFA-Statistik wurden 2022 11.613 Asylverfahren eingestellt, weil die Minderjährigen nicht mehr auffindbar waren. 2023 gab es im ersten Halbjahr 2.075 Verfahrenseinstellungen bei UMF.
Anmerkung: Die Daten für 2023 sind noch nicht um jene Personen bereinigt, bei denen im Zuge eines Altersfeststellungsverfahrens eine Volljährigkeit festgestellt wurde.
Im Juli 2023 wurden 760 Asylansuchen von UMF gestellt.
Anmerkung: Die Daten für 2023 sind noch nicht um jene Personen bereinigt, bei denen im Zuge eines Altersfeststellungsverfahrens eine Volljährigkeit festgestellt wurde.
Asylsuchende nach Geschlecht und Alter
Der Anteil von weiblichen Schutzsuchenden lag 2023 bis Ende Juli bei 22 Prozent und war damit wieder höher als im Vorjahr (9 Prozent).
Das Fehlen von legalen Einreisemöglichkeiten für Geflüchtete und die immer gefährlicher werdenden Flucht- und Migrationswege fördern den hohen Anteil männlicher Asylsuchender.
Zwei Drittel der AsylwerberInnen waren Erwachsene, ein Drittel Minderjährige. Von den 19.153 Erwachsenen waren 15.175 unter 35 Jahre alt, 3.978 älter als 35 Jahre. Bei den Minderjährigen waren 4.137 unter 7 Jahre, 1.877 von 7 bis 13 Jahre und 3.324 von 14 bis 17 Jahre alt. 2.721 waren unbegleitete, 4.829 begleitete Minderjährige und 1.788 in Österreich geborene Kinder von AsylwerberInnen und Schutzberechtigten.