2022 gab es eine außergewöhnlich hohe Zahl an Asylanträgen. Ein nur langsames Ansteigen der Personen in Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) und viele Verfahrenseinstellungen legen allerdings nahe, dass Österreich für eine beträchtliche Anzahl von AsylwerberInnen nur ein Transitland war. Verstärkte Grenzkontrollen führten dazu, dass auch Personen, die eigentlich in ein anderes Land wollten, hier einen Asylantrag stellten, dann aber oft rasch weiterreisten.
In Österreich wurden 2023 bis Ende Oktober 53.641 Asylanträge gestellt.
Nach einem markanten Rückgang von Oktober 2022 bis Februar 2023 (von 18.451 auf 2.622 Anträge) nehmen die monatlichen Asylantragszahlen mittlerweile wieder zu. Im Oktober 2023 wurden 9.893 Schutzansuchen eingebracht.
Die Zahl der GrundversorgungsbezieherInnen ohne Geflüchtete aus der Ukraine ist zunächst von Jahresbeginn bis Anfang Juni von 37.102 auf 34.235 zurückgegangen, seitdem jedoch wieder auf 39.568 angestiegen.
Grundversorgung erhalten AsylwerberInnen, subsidiär Schutzberechtigte, Asylberechtigte bis vier Monate nach der Anerkennung, aus rechtlichen/tatsächlichen Gründen nicht abschiebbare Personen und Vertriebene aus der Ukraine (diese werden hier allerdings nicht berücksichtigt, da sie keine Asylanträge stellen müssen).
Anmerkung: Inklusive der UkrainerInnen lag die Zahl der Personen in Grundversorgung am 1.11.2023 bei 81.282.
95 Prozent der bisher 2023 gestellten Asylansuchen waren Erstanträge, 5 Prozent entfielen auf Personen, die nach einer rechtskräftigen Entscheidung neuerlich einen Asylantrag gestellt haben. Von den 51.050 Erstanträgen erfolgten 6.920 im Rahmen von Familiennachzug, 2.579 wurden für in Österreich geborene Kinder von AsylwerberInnen und Schutzberechtigten gestellt.
Herkunftsstaaten
In den ersten zehn Monaten 2023 wurden in Österreich die meisten Asylanträge von syrischen, afghanischen, türkischen und marokkanischen Staatsangehörigen gestellt. Drei Viertel aller AsylwerberInnen kamen aus diesen vier Herkunftsstaaten. Russland war erstmals seit 2020 wieder unter den Top 10 Herkunftsstaaten zu finden. Im Vergleich zum Vorjahr nicht mehr dabei war Tunesien.
76 Prozent der Asylanträge entfielen auf asiatische, 20 Prozent auf afrikanische (16 Prozent nordafrikanische, 4 Prozent andere) und 3 Prozent auf europäische Herkunftsstaaten.
Seit Februar 2023 stellten SyrerInnen die größte Zahl an monatlichen Schutzansuchen in Österreich. An zweiter Stelle folgte erstmals im September die Türkei. Im Jänner war Marokko der Herkunftsstaat mit den meisten Anträgen auf Asyl gewesen, in der zweiten Jahreshälfte des Vorjahres Indien und Afghanistan.
Die Antragszahlen von SyrerInnen und TürkInnen nahmen im Oktober weiter zu, die von AfghanInnen blieben etwa gleich wie im Vormonat, bei jenen von MarokkanerInnen war ein Rückgang zu beobachten. Von Staatsangehörigen Indiens und Tunesiens gab es im Vergleich zum Vorjahr nur noch wenige Schutzansuchen.
Anmerkung: Dargestellt sind die 11 Herkunftsstaaten mit den meisten Asylanträgen 2023 und zusätzlich Tunesien.
In der Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) bildeten am 1.11.2023 SyrerInnen weiterhin die mit Abstand größte Gruppe. Den stärksten Anstieg im Vergleich zu Jahresbeginn gab es bei türkischen GrundversorgungsbezieherInnen. Marokko, der Herkunftsstaat mit den viertmeisten Asylanträgen in diesem Jahr, scheint nicht unter den 10 Hauptherkunftsstaaten von GrundversorgungsbezieherInnen auf.
Anmerkung: Grundversorgung erhalten AsylwerberInnen, subsidiär Schutzberechtigte, Asylberechtigte bis vier Monate nach der Anerkennung, aus rechtlichen/tatsächlichen Gründen nicht abschiebbare Personen und Vertriebene aus der Ukraine (diese werden hier allerdings nicht berücksichtigt, da sie keine Asylanträge stellen müssen).
Unbegleitete minderjährige Asylsuchende
Der Anteil von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) unter allen AsylwerberInnen lag 2023 bisher bei 9 Prozent. Von den insgesamt 4.958 UMF, die in diesem Jahr in Österreich um Asyl angesucht haben, waren 150 unter 14 Jahre alt. Der Großteil der unbegleiteten Minderjährigen war männlich (nur 148 weibliche UMF). 54 Prozent der UMF kamen aus Afghanistan.
Bei den hohen Asylantragszahlen von UMF im Vorjahr ist zu beachten, dass viele von ihnen scheinbar nicht in Österreich geblieben sind. Laut der BFA-Statistik wurden 2022 11.613 Asylverfahren eingestellt, weil die Minderjährigen nicht mehr auffindbar waren. 2023 gab es in den ersten drei Quartalen auch bereits 3.736 Verfahrenseinstellungen bei UMF.