In Österreich gab es 2022 eine außergewöhnlich hohe Zahl an Asylanträgen. Ein nur langsames Ansteigen der Personen in Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) und viele Verfahrenseinstellungen legen allerdings nahe, dass Österreich für eine beträchtliche Anzahl von AsylwerberInnen nur ein Transitland war. Verstärkte Grenzkontrollen führten dazu, dass auch Personen, die eigentlich in ein anderes Land wollten, hier einen Asylantrag stellten, dann aber oft rasch weiterreisten.
Asylantragszahlen pro Jahr und Monat
2023 wurden in Österreich bis Ende Jänner 4.288 Asylanträge gestellt.
Im Jänner 2023 wurden deutlich weniger Schutzansuchen eingebracht als in den Vormonaten. Im Vergleich zum Zeitraum von Mitte 2016 bis Mitte 2021 ist die monatliche Antragzahl aber immer noch sehr hoch.
Die Zahl der Personen in Grundversorgung (ohne Geflüchtete aus der Ukraine) ist seit Jahresbeginn von 37.102 auf 36.573 Anfang Februar zurückgegangen.
Anmerkung: Inklusive der UkrainerInnen lag die Zahl der Personen in Grundversorgung am 1.2.2023 bei 91.553.
96 Prozent der bisher 2023 gestellten Asylansuchen waren Erstanträge, vier Prozent entfielen auf Personen, die nach einer rechtskräftigen Entscheidung neuerlich einen Asylantrag gestellt haben. Von den 4.096 Erstanträgen erfolgten 418 im Rahmen von Familiennachzug, 278 wurden für in Österreich geborene Kinder von AsylwerberInnen und Schutzberechtigten gestellt.
Anmerkung: In der BMI-Asylstatistik werden seit 2022 auch Zahlen zu Asylanträgen für in Österreich geborene Kinder von AsylwerberInnen und Schutzberechtigten (in der Statistik als "nachgeborene Kinder" bezeichnet; Daten ab 2021 verfügbar) und Daten über die Zahl der Asylanträge, die weder im Rahmen von Familiennachzug noch für in Österreich geborene Kindern gestellt wurden ("originäre Asylanträge"; Werte in der Asylstatistik auf 5 gerundet und ab 2015 verfügbar) angegeben. Fehlende Daten wurden, wenn möglich, berechnet: Familiennachzug = Erstanträge minus "originäre" Anträge minus "nachgeborene" Kinder; Familiennachzug und in Österreich geborene Kinder = Erstanträge minus "originäre" Anträge.
Herkunftsstaaten
Im Jänner 2023 wurden in Österreich die meisten Asylanträge von marokkanischen, syrischen und afghanischen Staatsangehörigen gestellt. Im Vergleich zum Vorjahr waren Russland, der Iran und Irak wieder unter den Top 10 Herkunftsstaaten zu finden (nicht mehr dabei waren vorerst Tunesien, Pakistan und Bangladesch).
Die Asylantragszahlen von MarokkanerInnen sind seit Oktober 2022 in weit geringerem Maße gesunken als jene für Personen aus den meisten anderen Hauptherkunftsstaaten.
Anmerkung: Dargestellt sind die 10 Herkunftsstaaten mit den meisten Asylanträgen 2023 und zusätzlich Pakistan und Tunesien.
In der Grundversorgung (ohne UkrainerInnen) bilden SyrerInnen die mit Abstand größte Gruppe. Marokko hingegen scheint nicht unter den 10 Staaten mit den meisten GrundversorgungsbezieherInnen auf.
Anmerkung: Grundversorgung erhalten neben AsylwerberInnen auch subsidiär Schutzberechtigte, Asylberechtigte bis 4 Monate nach der Anerkennung, aus rechtlichen/tatsächlichen Gründen nicht abschiebbare Personen und (in obiger Grafik nicht berücksichtigt) Vertriebene aus der Ukraine.
Unbegleitete minderjährige Asylsuchende
Der Anteil von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) unter allen AsylwerberInnen lag 2023 bisher bei 7 Prozent. Von den insgesamt 301 UMF, die in diesem Jahr in Österreich um Asyl angesucht haben, waren 10 unter 14 Jahre alt. Der Großteil der unbegleiteten Minderjährigen war männlich (nur 9 weibliche UMF). Zwei Drittel der UMF kamen aus Afghanistan.
Bei den hohen Asylantragszahlen von UMF im Vorjahr ist jedoch zu beachten, dass viele von ihnen scheinbar nicht in Österreich geblieben sind. Laut der BFA-Statistik wurden 2022 11.629 Asylverfahren eingestellt, weil die Minderjährigen nicht mehr auffindbar waren.